Wegen des Verdachts auf Untreue und Betrug ermittelt die Aachener Staatsanwaltschaft zurzeit gegen 480 Ärzte aus ganz Deutschland. Sie sollen vom Pharmaunternehmen Trommsdorff aus Alsdorf für Medikamenten-Studien Geschenke bekommen haben, ohne dies den Krankenkassen zu melden.
Dabei ging es um den Blutdrucksenker „Emestar“. Die Mediziner sollten die Erfahrungen der Patienten mit dem neuen Präparat dokumentieren.
Diese sogenannten Anwendungsbeobachtungen sind grundsätzlich erlaubt, müssen aber gemeldet werden. Eine übermäßige Belohnung der Ärzte ist dagegen rechtswidrig.
Nicht, dass man ihnen den neuen iPod oder Fachbildschirm nicht gönnt – der Gesetzgeber will gar nicht erst den Verdacht aufkommen lassen, die Ärzte werden dafür honoriert, dass sie das entsprechende Medikament besonders häufig verschreiben.
Eine unbedachte Verordnung könnte auch die Patienten in Gefahr bringen, da es in vielen Fällen kaum Erkenntnisse über die Verträglichkeit und mögliche Nebenwirkungen der neuen Produkte gibt.
Der wissenschaftliche Nutzen von Patientenstudien in Praxen ist zudem mehr als fragwürdig. Branchenintern wird von Kaminstudien gesprochen, da die Ärzte die Fragebögen bequem auf dem heimischen Sofa vor dem Kamin ausfüllen könnten.
Aber auch die Informationspolitik der Pharmahersteller steht in der Kritik. Die Produktinformationen sind in raffinierte Marketingstrategien eingebunden. Rund 16.000 Pharmareferenten touren durch Deutschland und versuchen alles, so der Gesundheitsökonomen Professor Dr. Gerd Glaeske, die Medikamente den Ärzten in die Feder zu drücken. „Wir können nur hoffen, dass Ärzte gegen diese versuchte Einflussnahme gefeit sind und sich nicht die Medikamente in den Verschreibungsblock diktieren lassen“.