Angehörige, die für einen pflegebedürftigen Verwandten einen Heimplatz suchen, sind oft für jede Orientierungshilfe dankbar.
Auf ersten Blick bietet die neue Qualitätsprüfung der Heime durch den medizinischen Dienst der Krankenkassen mit einer Bewertung nach Schulnoten eine objektive und aussagekräftige Entscheidungshilfe. Doch das Verfahren hat seine Tücken.
Seit Juli sind von Sylt bis in die Allgäuer Alpen, von Isenbruch bis Neißeaue die Kontrolleure unterwegs, um deutsche Pflegeheime zu benoten.
Die ersten 1.000 Bewertungen liegen jetzt vor: Bei jedem sechsten deutschen Pflegeheim wurden Mängel bei der Pflege und in der medizinischen Versorgung festgestellt. Jedes fünfte erhielt für den Umgang mit Demenzkranken nur die Note mangelhaft oder ausreichend.
Auffällig sind die Ergebnisse der Bewohnerbefragung. 99,8 Prozent äußern sich positiv über ihre Einrichtung. Dazu der Geschäftsführer des MDK-Spitzenverbands, Peter Pick:
„Diese Zahl erinnert an DDR-Wahlergebnisse und bietet Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen kaum Entscheidungshilfe“. Diese Bewertungen würden daher auch nicht in die Gesamtnoten der Heime einfließen.
Dennoch fallen die Gesamtbeurteilungen im Schnitt wesentlich besser aus als die Ergebnisse in wichtigen Einzelprüfbereichen.
Und genau hier liegt der Knackpunkt dieses Bewertungssystems: Die Einzelbewertungen werden gemittelt und bilden die Gesamtnote.
Wie bei Schulzeugnissen ein „Mangelhaft“ in Deutsch oder Mathe durch gute oder befriedigende Leistungen in Sport oder Kunst ausgeglichen werden kann, gibt es auch im Bereich der Heime die Möglichkeit, schlechte Benotungen in Kernbereichen durch weniger wichtige Beurteilungen im Sozial- und Hygienebereich wettzumachen.
In diesen Kategorien schnitten die Einrichtungen am besten ab. So erhielten 62,7 Prozent der Häuser Bestnoten für die soziale Betreuung und Alltagsgestaltung. Bei Wohnsituation, Speiseplänen, Hauswirtschaft und Hygiene waren es sogar 91,8 Prozent.
Fazit: Missstände in der Pflege können also durch einen reichhaltigen Speiseplan und gute Freizeitgestaltung ausgeglichen werden.
Ab November werden die einzelnen Untersuchungsergebnisse im Internet unter
www.pflegenoten.de veröffentlicht.