Myasthenia gravis – ein Überblick

Der Begriff «Myasthenia gravis» stammt aus dem griechischen, wobei «Myasthenia» für Muskelschwäche und «gravis» für schwer steht ((von griech. mys „Muskel“, -asthenie „Schwäche“, lat. gravis „schwer“))

Zu Beginn einer Myasthenie-Erkrankung klagen die Betroffenen häufig über Doppelbilder (med.: Diplopie) und hängende Augenlider (med.: Ptosis). Nicht selten sind es auch Familienangehörige und Freunde, die die Veränderungen beim Betroffenen als erstes feststellen. Schätzungsweise sind um die 10.000 Menschen in Deutschland von der Myasthenia gravis betroffen. Der griechische Reeder Aristoteles Onassis war einer der bekanntesten Patienten, der leider auch an dieser Krankheit verstorben ist. Deshalb wird im Rahmen dieser Krankheit auch von der «Onassischen Krankheit» gesprochen.

Auch für Außenstehende ist diese Krankheit nur schwer zu verstehen, da sie nicht nachvollziehen können, wieso der Betroffene – eben noch fit und munter – nun plötzlich Probleme beim Gehen oder Sprechen hat.

Man weiß heute, dass der Störung eine Beeinträchtigung der Reizübertragung vom Nerv auf den Muskel zugrunde liegt. Dadurch ist die geordnete Muskelanspannung nach einem Nervenreiz gestört. Ursache dieser Störung ist eine fehlgesteuerte Immunreaktion, d. h. eine Bildung von Abwehrstoffen (Antikörpern) gegen körpereigene Strukturen auf der Muskulatur. Wie es dazu plötzlich kommt, weiß man bislang nicht. Diese Antikörper blockieren nicht nur die Übertragung des Nervenimpulses auf den Muskel, sondern sie zerstören auch diese Muskelbestandteile. Da der Körper selbst gegen körpereigene Strukturen Antikörper bildet, spricht man von einer Autoimmunerkrankung.

Zu Beginn klagen viele Patienten, vor allem im Laufe des Tages und wenn sie müde sind, über Sehstörungen, vornehmlich Doppelbilder und eine Müdigkeit der Oberlider, so dass die Augen schließlich ungleich weit auf sind. Diese zunächst auf die Augen beschränkte Muskelschwäche kann sich schließlich auf andere Muskelgruppen, so die Sprech-, Schluck- und mimische Muskulatur, ausbreiten. In schweren Fällen kann die gesamte Willkürmuskulatur einschließlich der Atmungsmuskeln betroffen sein. Diese Patienten klagen dann über ein Schweregefühl des Kopfes, über Atemnot bei Belastung und eine zunehmende Schwäche beim Treppensteigen oder auch nur Haarwaschen und kurzes Arbeiten mit erhobenen Armen. Die Störungen werden in der Regel bei Anstrengung stärker und sind am Abend ausgeprägter. Meist werden sie auch durch seelische Belastungen, Schlafmangel, Alkohol oder Fieber, so z. B. banale grippale Infekte, verstärkt. Viele Frauen beobachten eine Verstärkung der Beschwerden vor der monatlichen Regelblutung und eine Besserung danach.