Furcht vor Patienten Von Silvia Ottow

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Die Allgemeinen Ortskrankenkassen haben für dieses Jahr Internetbewertungen für Mediziner angekündigt. Daraufhin hat es genau den Aufschrei unter der Ärzteschaft gegeben, mit dem die Krankenkassen rechneten. Vom Pranger war die Rede und von öffentlicher Diskriminierung. Laien könnten nicht beurteilen, welche Behandlung sinnvoll sei. Komisch. Eigentlich läuft die Argumentation immer ganz genau andersherum. Der mündige Patient wird beschworen. Er soll gut informiert beim Mediziner erscheinen, schon von der Assistentin werden ihm Listen mit zusätzlichen IGeL-Angeboten vorgelegt, über deren Inanspruchnahme er selbstverständlich sachkundig entscheidet. In Broschüren, Zeitungen, Fernsehsendungen und Netzbeiträgen wird er mit Informationen überschüttet. Er soll Klinikqualitätsberichte verstehen, die nahezu niemand versteht. Die Pharmaindustrie will ihm Werbung für rezeptpflichtige Medikamente zumuten – und da muss er schon verdammt kundig sein, wenn er herausfinden will, ob das Beworbene ihm tatsächlich helfen kann. Auch für Praxisschließungen wird ihm Verständnis und die Kenntnis politischer Zusammenhänge abverlangt. Nur wenn er beurteilen soll, wie diejenigen arbeiten, in deren Hände er seine Gesundheit legt, dann ist das auf einmal unmöglich. Wovor fürchten sich die Kritiker?

Presseschau
AOK-Bundesverband
Jahrgang 48 Nummer 112/09 Dienstag, 1 6.Juni 2009

Ein Kommentar zu “Furcht vor Patienten Von Silvia Ottow

  1. Jutta O. sagt:

    Ich kann dem gesamten Bericht nur zustimmen. Auch Ärzte müssen sich dem Wettbewerb stellen…

    Das Internet ist voll von Klinikbewertungen. Trotzdem muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen.

    Und mal ganz ehrlich, ein Arzt, der gut ist, der ist und bleibt gut, verträgt auch mal Kritik und versucht, Zweifel seitens des Patienten zu beseitigen. So einfach ist das!

    LG Jutta

    PS. Man kann allerdings nur gut sein, wenn man auch humane Arbeitszeiten hat… ist zwar auch nicht immer der Grund… aber das scheint traurigerweise in vielen Kliniken immer noch nicht der Fall zu sein… sehr unfaire Situation für die dort arbeitenden Ärzte!

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