So wird die Krankheit zum PR-Event!

Seit 1988 engagiert sich der Verein „Hamburger Kinderwünsche“ vorbildlich für schwer kranke Kinder und versucht ihr Leid durch die Erfüllung von Wünschen zu lindern. Der Verein vermittelt Kontakte zu Prominenten, um den jungen Patienten unvergessliche Stunden mit ihren Stars zu bescheren.

Über diese Treffen wird gerne in der Boulevardpresse berichtet. So titelt die BILD-Zeitung am 6. April im Sportteil: „Wiese erfüllt kleinem Luca großen Traum – Manchmal werden Wünsche doch noch wahr…“

In dem Artikel erfährt der Leser, dass Luca Stahl sein Idol, den Werder-Torwart Tim Wiese, nach Werders 4:1-Bundesligasieg gegen Hannover getroffen hat.

Der 12-Jährige ist im Sommer vergangenen Jahres an Myasthenia gravis erkrankt. Nach Bild-Informationen muss er sein Leben lang Medikamente nehmen, bekomme so aber die Muskelschwäche-Krankheit in den Griff.

Der Text enthält Links auf Seiten, die über das Fußballspiel und den Bundesliga- und Nationaltorwart berichten. Auf Seiten, die über Myasthenie informieren, wurde nicht verlinkt.

Über die Gründe kann man nur spekulieren. Myasthenia gravis und das Lambert-Eaton-Syndrom haben vermutlich aus der Perspektive der Boulevard-Journalisten zwei große Nachteile: Die Erkrankungen sind relativ unbekannt und unspektakulär.

Ein Kommentar zu “So wird die Krankheit zum PR-Event!

  1. Jutta O. sagt:

    Hallo zusammen,

    gut, dass der Junge mit den Medikamenten sein Leben einigermassen „leben“ kann. Und vielleicht kommt es sogar zu einer Remission!

    Ich bin ebenfalls der Auffassung, dass den Reportern Myasthenie einfach nicht spektakulär genug erscheint. Da sind doch Rechtsanwältinnen, die abends „einschlägigen Leidenschaften“ nachgehen und sich dafür bezahlen lassen, für den Fernsehsender „AKTE“ weitaus interessanter.

    So etwas habe ich selbst erlebt. Schon zu Beginn meiner Erkrankung wollte ich die Öffentlichkeit über die neurologische Unterversorgung in Aachen informieren, bekam aber vom Fernsehsender SAT1 die Absage mit der Begründung, meine Situation sei eine von vielen… und die Themen müssen nunmal die Quoten sichern!

    Daher meinen Dank an alle – die gezielt Öffentlichkeitarbeit betreiben und sich auf den Messen die „Beine in den Bauch“ stehen für die verschiedenen Formen der Myasthenie: Myasthenia gravis, Lambert-Eaton-Syndrom und die Kongenitale Myasthenie.

    Ihnen allen Frohe Ostern und eine gute Zeit!

    LG Jutta O. aus Aachen

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