Rote Hand Brief vom 5.6.2009 CellCept®

Mycophenolatmofetil (MMF) / CellCept®

Rote Hand Brief vom 5.6.2009

Der Hersteller von CellCept®, die Firma ROCHE hat auf eine seltene Nebenwirkung hingewiesen, die in 41 Fällen aufgefallen ist, bei weltweit etwa 500.000 Anwendungen bei bestimmungsgemäßem Gebrauch, dort wird MMF nämlich in Kombination mit Ciclosporin und Kortison zur Prophylaxe von akuten Abstoßungsreaktionen nach einer Nieren-, Leber- oder Herztransplantation eingesetzt (IN-LABEL-Use).
In 41 Fällen wurde eine pure red cell anemia (PRCA) beobachtet. In 16 Fällen ging diese zurück, und zwar nach Dosisreduktion (4 Fälle) bzw. Absetzen von MMF (12 Fälle). Da auch andere gleichzeitig gegebene Medikamente, wie Alemtuzumab, Tacrolimus, Azathioprin, Co-Trimazol eine PRCA-begünstigende Wirkung gehabt haben könnten, muss in jedem Fall eine sorgfältige, umfassende Überprüfung der Behandlungssituation erfolgen und unter Beachtung des Rote-Hand-Briefes reagiert werden.
Da in Einzelfällen von therapierefraktärer oder schwer verlaufender MG CellCept® in einem OFF-LABEL-Use Leitlinien-gerecht im Einsatz ist, muss der Rote-Hand-Brief auch für diese Anwendung unbedingt beachtet werden.

Was ist eine pure red cell anemia (PRCA)?

Sie ist eine Form der Anämie, die zu einer isolierten Reduktion der Vorläufer der Erythrozyten (roten Blutkörperchen) im Knochenmark führt. Ein Grenzwert von < 5 % Erythroblasten mit adäquater Zellstruktur im Knochenmark und die Menge Retikulozyten von < 10.000/mm3 im Blut werden normalerweise als Kriterien für eine Diagnose herangezogen. Andere Blutbestandteile wie Blutplättchen und weiße Blutzellen sind bei einer PRCA nicht betroffen. Wie muss ein MG-Patient unter CellCept® reagieren? In jedem Fall ist ein Besuch beim Hausarzt und Neurologen notwendig. Die Herstellerfirma ROCHE hat entsprechend den Vorgaben der EMEA (Europäische Zulassungsbehörde in London) einen Rote Hand Brief an alle Ärzte versandt, der alle erforderlichen Informationen enthält, nach denen die Betroffenen ausdrücklich fragen sollten. Besondere Bedeutung könnte diese Beobachtung für MG-Patienten haben, die ein Thymom haben oder hatten; denn es ist lange bekannt, dass eine PRCA sowohl bei Thymomen mit oder ohne MG vorkommen kann, aber auch lange, u.U. Jahre nach einer Thymomentfernung auftreten kann als sog. Postthymomektomie-Syndrom, dabei könnten zusätzliche Antikörper gegen Knochenmarkszellen eine wichtige Rolle spielen. Das Nebenwirkungsprofil bei der Behandlung von transplantierten Patienten hat meist ein anderes Spektrum als bei Patienten, die wegen einer Autoimmunerkrankung behandelt werden. Die Transplantierten erhalten meist mehrere Immunsuppressiva und auch in höheren Dosen als z.B. MG-Patienten, die ja meist eine Monotherapie oder eine Kombinationsbehandlung mit niedrigen Dosen von Kortison erhalten. Dennoch sind ähnliche Nebenwirkungen, vielleicht in nur geringer Ausprägung zu bedenken. Ob MG-Patienten, die vor der Therapie mit CellCept® eine Behandlung mit Azathioprin erhielten, ein besonderes Risiko für eine PRCA haben, ist nicht eindeutig zu sagen, eine Blutbilduntersuchung bzw. Überwachung ist aber sicher besser. Prof.Dr.R.W.C.Janzen