Heil oder Humbug?

Der Markt der Naturheilmittel und –ratgeber boomt. Unstrittig ist, dass viele pflanzliche Heilmittel eine positive Wirkung haben und bei bestimmten Krankheitsbildern therapeutisch eingesetzt werden können.

Bei Myasthenia Gravis und dem Lambert-Eaton-Syndrom haben Maßnahmen aus der Naturheilkunde allerdings keine belegte günstige Wirkung. Im Gegenteil:  Das Absetzen von immunsuppressiven Medikamenten, wie Azathioprin, um eine Behandlung auf natur- heilkundlicher Basis zu beginnen, führt meist zu einer Verschlechterung der Myasthenie.

Da Azathioprin noch Wochen und Monate nach der letzten Einnahme im Körper wirkt und der Gesundheitszustand in dieser Zeit weiter stabil sein kann, fühlen sich Patienten oft in ihrer Entscheidung bestätigt. Wenn dann die Langzeitwirkung des  Azathioprin nachlässt und sich ihr Gesundheitszustand verschlechtert, ist für viele der Zusammenhang nicht einsichtig: Seit Monaten greifen sie zu Kräutern und fühlen sich wohl und nun plötzlich dieser Einbruch …

Wegen der oft schweren Nebenwirkungen der Medikamente informieren sich viele Myasthenie-Patienten  über alternative Behandlungsformen und stoßen dabei auf scheinbar verlockende Erkenntnisse. So enthalten bestimmte Heilkräuter aus der chinesischen Medizin Wirkstoffe, die wie Mestinon wirken. Für eine Therapie sind sie dennoch nicht geeignet, weil ihr Gehalt zu gering und zu ungenau ist.

Besondere Vorsicht ist bei einer Behandlung mit Frischzellen, Thymus- oder Zellextrakten geboten. Sie können die Abwehrkräfte stimulieren und so die Erkrankung bis zu einer myasthenen Krise führen.