Situationseinschätzung zur Neuen Influenza (Schweinegrippe)

Situationseinschätzung zur Neuen Influenza

Fallzahlen in Deutschland (Letzte Änderung 10.08.2009)

10.08.2009. In Deutschland sind dem Robert Koch-Institut mit Datenstand vom 7.8.2009 (15.00 Uhr) insgesamt 9770 Fälle der Neuen Grippe (Influenza H1N1/2009) übermittelt worden. Gegenüber der letzten Aktualisierung (Datenstand 6.8.2009, 15.00 Uhr) wurden 557 Fälle neu übermittelt. Der Anstieg wird nach wie vor hauptsächlich durch Reiserückkehrer verursacht, die nach Rückkehr aus dem Urlaub mit neuer Influenza gemeldet werden (437 Fälle), 120 Fälle wurden in Deutschland erworben (autochthon). Als Fälle werden sowohl Personen mit einer Labordiagnose ausgewiesen, als auch Erkrankte, bei denen selbst keine Labordiagnose durchgeführt wurde, die aber Kontakt zu anderen laborbestätigten Erkrankten hatten. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Verteilung auf die Bundesländer. In der Regel sind die Erkrankungen in Deutschland nach wie vor mild verlaufen.

Die Zahl der Neuinfektionen pro Woche ist weiter gestiegen (1179 neue Fälle in der 29. Kalenderwoche, 2677 Fälle in der 30. Kalenderwoche, 2847 Fälle in der 31. Kalenderwoche; die 31. Kalenderwoche ist der Zeitraum vom 27.Juli bis 2. August). Weiterhin wird bei der Mehrheit der neu diagnostizierten Fälle (rund 80 Prozent) eine mögliche Infektion im Ausland angegeben. Auch die absolute Zahl der in Deutschland erworbenen (autochthonen) Infektionen ist weiter angestiegen, der Anteil an den Gesamtmeldungen ist jedoch stabil geblieben (rund 20 Prozent). Das Grippe-Beobachtungssystem der Arbeitsgemeinschaft Influenza schätzt die Zahl der akuten respiratorischen Infektionen weiterhin in einem für die Jahreszeit üblichen Bereich. Der Anteil der positiven Virusfunde bei den im Nationalen Referenzzentrum untersuchten Influenza-ähnlichen Erkrankungen (Positivenrate) lag in der 31. Kalenderwoche bei 8 % (5 von 61 untersuchten Patienten), weitere Informationen siehe: www.rki.de/agi.

Angesichts der aus betroffenen Staaten eingeschleppten Infektionen und den auch in Deutschland („autochthon“) erworbenen Infektionen ist die Bedeutung der persönlichen Hygienemaßnahmen unverändert hoch, insbesondere bei Kontakt zu Reiserückkehrern und bei vielen Kontakten zu anderen, etwa in Schulen. Es ist bekannt, dass sich die Influenza unter Kindern und Jugendlichen besonders rasch ausbreiten kann. Daher sollten kranke Kinder nicht in die Schule oder den Kindergarten gehen. Influenzaviren werden vor allem durch Tröpfcheninfektion übertragen. Insbesondere beim Niesen oder Husten können Erreger auch auf die Hände gelangen und dann durch direkten Kontakt oder z.B. über die Hände weiterverbreitet werden. Daher wird insbesondere häufiges Händewaschen empfohlen und das Husten in den Ärmel statt in die Hand. Weitere Informationen dazu siehe: www.wir-gegen-viren.de.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat ihre Einschätzung bekräftigt, dass die weltweite Ausbreitung des Virus nicht zu stoppen ist. Eine weitere Ausbreitung der neuen Grippe auch in Deutschland ist nicht zu vermeiden. Die etablierten Maßnahmen und Krisenreaktionsstrukturen in Deutschland wurden daher an die neue Situation angepasst, insbesondere haben die Bundesländer Impfstoff für die besonders gefährdeten Gruppen bestellt (siehe „Antworten auf häufig gestellte Fragen“ unter: www.rki.de/influenza).

Die WHO hat die Pandemie bislang als moderat eingestuft. Bei einer großen Verbreitung könnte auch ein Virus, das bei gesunden Menschen vorwiegend moderate Symptome verursacht, große Auswirkungen auf eine Gesellschaft haben („Assessing the severity of an influenza pandemic“ vom 11.5.2009). Das Virus ist gut von Mensch zu Mensch übertragbar. Es ist außerhalb der normalen Grippesaison aufgetreten, es gibt keine oder nur eine beschränkte Immunität gegen das neue Virus, noch keinen Impfstoff, und es sind andere Altersgruppen betroffen. Hinzu kommt, dass Grippeviren ihr Erbgut ständig verändern. Im Unterschied zu den gut charakterisierten saisonalen Influenzaviren ist die weitere Entwicklung des neuen Erregers nicht bekannt, insbesondere seine Auswirkungen im Herbst und Winter, zur üblichen Grippezeit. In früheren Pandemien gab es häufig eine zweite, schwerere Welle.

Die Symptome der neuen Grippe sind ähnlich wie bei saisonaler Influenza, vor allem Fieber, Atemwegsbeschwerden und Gliederschmerzen. Todesfälle sind bislang vor allem auf dem amerikanischen Kontinent aufgetreten, in der Europäischen Union sind bislang mehr als 40 Todesfälle registriert worden, die meisten davon in Großbritannien. Auch in Deutschland sind Todesfälle nicht auszuschließen, bislang gab es einige schwere Verläufe. Nach Angaben der WHO sind viele, aber nicht alle schweren Fälle bei Menschen mit Grunderkrankungen aufgetreten (Statement to the press by WHO Director-General Dr. M. Chan, 11.06 2009 (Statement to the press by WHO Director-General Dr. M. Chan, 11.06.2009).

Bei den bisher im Nationalen Referenzzentrum für Influenza im Robert Koch-Institut untersuchten neuen Influenzaviren haben sich die so genannten Neuraminidasehemmer als wirksam erwiesen.

Weitere Informationen, auch zu Hotlines: www.rki.de/influenza
Stand: 10.08.2009

Robert Koch-Institut