Antibiotika versagen immer öfter, weil Bakterien resistent geworden sind. Jetzt gibt es auch in Deutschland eine weitere gefährliche Resistenz gegen ein Medikament.
Berlin/Hannover – Forscher haben in Deutschland ein neuartiges Gen entdeckt, das Bakterien gegen das Notfall-Antibiotikum Colistin resistent macht. Das Gen mcr-1 sei bei Nutztieren verbreitet, berichteten das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin und die Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo). Genutzt wird Colistin wenn verbreitete Antibiotika bereits nicht mehr helfen. Das Resistenz-Gen mcr-1 ist zwischen Bakterienstämmen übertragbar, das heißt von harmlosen Darmkeimen auf Krankheitserreger. Dänische Behörden fanden es laut BfR Anfang Dezember 2015 auch in Proben von deutschem Geflügelfleisch.
Colistin, ein älteres Medikament, wird laut Robert Koch-Institut (RKI) wieder häufiger verwendet als «eine letzte verbliebene Therapieoption». Es gibt aber erhebliche unerwünschte Wirkungen.
Mehr als die Hälfte des bundesweiten Antibiotika-Verbrauchs entfällt auf Niedersachsen. Der hohe Einsatz wird fatale Auswirkungen haben. Irgendwann könne laut Landesregierung das letzte noch zur Verfügung stehende Reserveantibiotikum nutzlos werden.
«Der Einsatz der für die menschliche Gesundheit besonders wichtigen Reserveantiantibiotika (in der Tierhaltung) gehört gänzlich verboten», erklärte der Vorsitzende des BUND, Hubert Weiger, am Freitag. Den Angaben nach wurden in der Tierhaltung 2014 in Deutschland circa 16 Tonnen Reserveantibiotika eingesetzt.
Schützen kann nur sorgfältiger Küchenhygiene. So lässt sich verhindern, dass Keime von rohem Fleisch auf andere Lebensmittel übertragen werden. Zudem solle Fleisch gründlich durcherhitzt werden.